Montag, 16. März 2009


"Sanierungsmanager haben jetzt Hochkonjunktur"

Wegen Kapitalknappheit geraten derzeit viele Unternehmen in Schwierigkeiten. Mit den richtigen Maßnahmen kann die Ertragslage wieder nachhaltig verbessert werden.

"In der jetzigen Situation haben Sanierungsberater, die in Unternehmen auch operativ eingreifen, Hochsaison", sagt Marcello Nicoloso, der sich mit seiner Firma ReManagement auf ergebnisorientiertes Managementservice spezialisiert hat. "Der M&A-Markt ist krisenbedingt tot und das ist gut für uns. Fonds, die sich in Unternehmen eingekauft haben, sind nun gezwungen, zu reagieren." Es gebe einen "spürbaren Nachfrageanstieg", da wegen der verbreiteten Kapitalknappheit viele Unternehmen umgestellt und Restrukturierungsschritte eingeleitet werden müssten.

Vor der Gründung seines Consultingbetriebs 2007 war Nicoloso bei KPMG für Corporate Restructuring sowie bei Eco Management für Turn around & Restructuring zuständig und hatte dabei Sanierungsmandate in Österreich und im CEE-Raum inne. "Als Berater endet die Tätigkeit aber immer dann, wenn es um die operative Umsetzung geht - aber gerade dann geht es erst richtig los", nennt Nicoloso die Motivation für seine Firmengründung: "Wir gehen vor Ort direkt ins Unternehmen rein und setzen mit einem internen Team die nötigen Maßnahmen um."

Der Betriebswirt mit technischer Zusatzausbildung restrukturierte zuletzt als Vorstandschef das italienische Walz- und Presswerk Forgi Rossi mit 85 Millionen € Umsatz, wo er für den erkrankten Eigentümer einsprang.

In Österreich ist er für ein bekanntes Unternehmen aus der Verkehrsbranche tätig, das aus Vertragsgründen nicht genannt werden darf. Für Eventguru Hannes Jagerhofer stellt er das Finanz- und Controllingwesen neu auf. In Bukarest restrukturiert er ein mittelständisches Immobilien-Unternehmen und auch in Bratislava wird ein Büro betrieben.

"Grundsätzlich sind Finanzierungen für viele Unternehmen derzeit schwierig", so Nicoloso, "weil Banken zurückhaltend sind, frisches Eigenkapital nicht zur Verfügung steht und Gesellschafter keine Kapitalreserven haben." Steigende Kosten wiederum führten zu einem steigenden Working Capital (Differenz zwischen Umlaufvermögen und kurzfristigen Verbindlichkeiten, Anm.), was speziell rohstoff- und energieabhängigen Unternehmen Probleme bereite. Ein besseres Working Capital Management samt Optimierung organisatorischer Strukturen und Prozesse ziele auf eine "nachhaltige, höhere Liquidität" ab, nennt Nicoloso seinen Sanierungsansatz: "Das führt zudem zu einer Verbesserung der Ertragslage durch Einsparung von Fremdkapitalzinsen oder durch Straffung von Organisation und Abläufen, die nicht zur Wertschöpfung beitragen."

Optimierungsmaßnahmen ergeben sich auf drei Ebenen: dem Vorrats-, Forderungs- und Verbindlichkeitsmanagement. Personalkostenreduk tion durch Jobabbau dagegen sei zwar "nicht außer Acht" zu "lassen", so Nicoloso, aber "nur das letzte Mittel": "Es ist sehr schwierig, nach erfolgreicher Restrukturierung gute Leute wieder ins Unternehmen zu bekommen."

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